Schwimmende Träume – die nordfriesischen Halligen
So erstaunt es nicht, dass die Region rund um das Wattenmeer zum UNESCO Weltnaturerbe gehört und die Inseln als Naturschutzgebiet die nachhaltige Entwicklung in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht fördern. Unzählige Vogelarten, Seehunde aber auch Schweinswale ziehen hier ihre Jungen auf. Auf den sogenannten Salzwiesen, einem Lebensraum, der den Übergang zwischen Land und Meer darstellt, wachsen die unterschiedlichsten Pflanzen. Während spannenden Wattwanderungen führt ein lokaler Reiseführer der Naturparkverwaltung die Besucher in die Fauna und Flora der Halligen ein und zeigt ihnen wie wichtig die Erhaltung dieses Lebensraumes ist.
Leben mit dem Meer
Doch nicht nur Fauna und Flora ziehen die Besucher in ihren Bann. Es sind die Menschen, die diese Inseln so einzigartig machen. An das Leben mit der Natur haben sie sich längst gewöhnt und die meisten Bewohner reagieren ganz gelassen auf die Naturgewalten. «Landunter ist ganz normal für uns, damit sind wir aufgewachsen», erklärt Helga Diederichsen, welche mit ihrem Sohn das bekannte Sturmflutkino auf Hooge führt. Bei Gewitter ist das Wattenmeer wie leergefegt. Und wenn dann eine Sturmflut kommt und bis ins Haus hineindringt, flüchtet man eben in den Schutzraum ganz oben im Haus. Schliesslich lebt man nun mal im Meer. Auf die Frage, ob sie sich dann nicht vor dem Wasser fürchten, erntet man von den Bewohnern einer Hallig nur verständnislose Blicke.
Auf einer Hallig zu leben, teils vom Wasser komplett von der restlichen Welt abgeschnitten, bedeutet aber nicht, dass die Bewohner einsam sind. Die Gemeinschaft und der Zusammenhalt sind sehr wichtig. Hier kennt jeden jeden und die meisten wohnen schon seit der Kindheit hier. So auch die Schwestern Hilke und Karen. Zwar haben sie die Hallig in ihren späten Jugendjahren für das Studium verlassen, doch zieht es beide immer wieder zurück. Und nicht selten überzeugt der Charme der Halligen und die Besonderheit des Einheimischen sogar Fremde zum Bleiben. Renate Orthmann kam 1985 zum ersten Mal nach Langeness, kam seither immer wieder zurück, bis sie eines Tages einfach blieb.
Als eine der schönsten Hallig begeistert Hooge jährlich unzählige Touristen. Um die Kraft des Meeres ein wenig einzudämmen, ist die Hallig Hooge von einem Steindeich umgeben – als einzige der Halligen. Hooge besitzt zudem die grösste Warft, welche zugleich das kulturelle Zentrum der Hallig darstellt und von wo aus die Besucher die Insel entdecken können.
Naturliebhaber können sich im Erlebniszentrum Mensch & Watt über die Biosphäre Halligen informieren, die Ausstellung mit dem Gezeitenaquarium und der Wattwerkstatt besichtigen oder aber dem Wattenmeer selbst einen Besuch abstatten und da unzählige Tier- und Pflanzenarten entdecken. Und wer weiss, vielleicht werden Schatzsucher sogar mit dem «Gold der Nordsee» belohnt – dem Bernstein.
Die Sehnsucht nach der Weite der Landschaft
Nach einem gemütlichen Spaziergang oder einer kulturellen Weiterbildung laden kleine Cafés und Restaurants zum Verweilen und Erholen ein. Ein absolutes Muss ist ein Besuch der ältesten Gaststätte der Hooge – dem Friesenpesel. Verwöhnt wird der Hungrige nicht nur mit nordfriesischen Spezialitäten, sondern auch mit einer charmanten Einrichtung mit über 200 Jahre alten original holländischen Kacheln und einer eingerichteten Stube aus dem Jahr 1746.
Auf der Rückfahrt kommt dann bereits die Sehnsucht auf. Die Sehnsucht nach der Weite der Landschaft, dem Geruch des Meeres. Und schon beginnt man den nächsten Ausflug auf die Insel zu planen. Irgendwie hat es doch etwas: Auf die Halligen kehrt man gerne zurück.
Ist das Wetter für einmal weniger einladend, begeistern die unterschiedlichen Museen und bieten einen angenehmen Rückziehort vor Wind und Wetter. Das absolute Highlight auf Hallig Hooge ist ein Besuch des Sturmflutkinos. Auf einer Grossbildleinwand wird einem auf eindrucksvolle Weise ein typisches Landunter vorgeführt. Geschichtsinteressierte wandeln im Königspesel auf den Spuren der Seefahrer aus dem 18. Jahrhundert und Kunstliebhaber können in der Halligkirche aus dem 17. Jahrhundert Werke des Meisters Ringeling bestaunen.